Wie ist dieses Bild entstanden und was dahinter steckt

Bevor wir zur kompletten Anleitung übergehen, möchten wir dir ein paar Worte mit auf den Weg geben, die uns auf dem Herzen liegen…

Auch wenn du vielleicht anders darüber denkst, solltest du eines Wissen: Brautpaare, die zu uns kommen und deren Hochzeiten wir begleiten, sind keine Models. Sie haben meistens absolut keine Ahnung was sie tun sollen, geschweige denn sind sie in der Lage, sich in die perfekte Pose zu werfen.

Das ist unsere Aufgabe. Die Konfektionsgröße spielt dabei keine Rolle, auch nicht das Kleid, der Anzug oder andere Dinge. In unserer Laufbahn haben wir folgendes erlernt: jedes Brautpaar muss auf ihren Hochzeitsbildern schön aussehen und jede Hochzeit noch hochwertiger zeigen als sie tatsächlich war!

Lass uns starten…

 

Wie entsteht ein solches Braut Portrait?

Die Idee zu jedem Bild entsteht zunächst im Kopf eines Fotografen, doch gleichzeitig sollte sie zur porträtierten Person passen, ihren Charakter unterstreichen, die kleinen Schönheitsfehler kaschieren und ihre Reize betonen.

Irina haben wir als eine ruhige, graziöse und abenteuerlustige Frau kennengelernt. Sie ist klug, charmant und schön. Durch die gemeinsame Leidenschaft zur Literatur lernte sich unser Brautpaar kennen.

In der Hochzeitslocation befand sich eine kleine Bibliothek, genau hier ist dieses Bild entstanden.

Warum erzählen wir dir all das?

Wir möchten dass du folgendes verstehst: eine schöne Frau allein macht das Bild nicht aus. Hier kommen vor allem deine Kenntnisse zum Einsatz. Erkenne ihre Persönlichkeit und zeige sie, so wie Raffael es tat, zu diesem Thema in einem anderen Beitrag bald mehr…

Schritt für Schritt zum ähnlichen Bild

  1. Schau dich nach einem Fester oder einer Terrassentür um, möglichst mit ruhigem Hintergrund.
  2. Trägt sie einen Reifrock? Wenn ja, bitte unbedingt ausziehen! Zum Ende der Fotosession gibst du deiner Braut 5 Minuten Zeit, um ihn wieder anzuziehen…
  3. Welche Sitzgelegenheit steht der Braut zur Verfügung? Ein Stuhl, ein Sessel, vielleicht ein Hocker oder Sofa? Drehe diesen leicht zum Licht.
  4. Zeige ihr die Pose vor, so weiß sie genau, was du von ihr erwartest und es geht am schnellsten – denn Zeit ist wertvoll.
  5. Sie nimmt Platz, zum Licht gedreht und blickt aus dem Fenster.
  6. Den Rücken in eine S-Kurve bringen – jede Frau kann das 😉
  7. Ellbogen sind beide gebeugt. Hände ruhen sanft auf den Oberschenkeln. Achte unbedingt darauf, dass ein leichter Ansatz der Hand zu sehen ist, sonst wirkt sie “abgehackt”.
  8. Das Bein, welches zu dir zeigt, legt sie über das andere. Auf diese Art wirk sie schlanker, da unter dem Oberschenkel ein größerer Schattenverlauf entsteht.
  9. Ist ihre Brust von deiner Position zu sehen? Leichter Ansatz genügt.
  10. Das Hochzeitskleid unten schön ausbreiten, auch hier muss nicht alles perfekt liegen, hier und da lassen wir sogar extra kleine Fehler zu – das macht das Foto so besonders.

 

Kleiner Tipp aus unserer Erfahrung: 

Bevor du auf den Auslöser drückst, weise die Braut an – Luft zu holen, gerne durch die offenen Lippen. Das hebt ihr Dekolleté an und füllt es aus, vor allem bei kostengünstigeren Korsagekleidern – absolute Pflicht!

 

Deine Position: 

  1. Bilder leben erst durch das Vorhandensein der Schatten auf! Wähle einen Blickwinkel mehr aus dem Innenraum heraus, anstatt aus der Fensternähe. Sitzt eine kurvige, vielleicht etwas kräftigere Braut vor deiner Linse? Dann erst Recht – aus dem Schatten fotografieren!
  2. Halte die Kamera gerade: Kanten und Linien dürfen nicht stürzen. Mehr zu diesem Thema, erfährst du im folgenden Beitrag: Schiefe Kanten im Bild vermeiden
  3. Lass einen Teil der Wand in deine Komposition mit hinein fließen, damit erzeugst du mehr Bildtiefe.

 

Die richtigen Kameraeinstellungen:

Eine Hochzeitsreportage wird bei uns komplett im manuellen Modus festgehalten. Mit der Halbautomatik konnten wir uns irgendwie nicht so richtig anfreunden. Auf ein aufwändiges Blitzsystem verzichten wir ebenfalls.

Fotografierst du in RAW? Falls ja, kannst du in deiner Kamera beim Bildstil das “monochrome” auswählen, um besser Tiefen und Lichter zu erkennen. Bei Innenaufnahmen nutzen wir es ziemlich oft. Solltest du gleich in JPG fotografieren, verzichte auf diese Einstellung – sonst bleibt dein Bild in schwarz/weiß.

  1. Wähle zunächst Blende 4. Warum ausgerechnet Blende 4? Das werden wir in einem anderen Beitrag erzählen…
  2. Entscheide dich für eine Verschlusszeit, welche du gut unter Kontrolle hast und nicht verwackelst z.B. 1/125, 1/180 oder 1/200
  3. ISO 400 ist für ein Portrait ideal. Am besten immer eine Testaufnahme machen und falls nötig – die Einstellungen korrigieren. In unserem Fall – da weniger Licht vorhanden ist – haben wir ISO 800 gewählt und die Blende auf f/3,2 geöffnet.
  4. Setze den Fokuspunkt auf das Gesicht der Braut.
  5. Weißabgleich wurde in diesem Fall auf Automatik eingestellt, da das Umgebungslicht einfach ideal war. Bei schwierigen Lichtverhältnissen stellen wir den Weißabgleich auch manuell ein.

 

Jetzt kennst du alles, was hinter so einem Bild steckt.  Womöglich klingt es für dich nach sehr viel Aufwand, doch solche Bilder entstehen bei uns innerhalb von 3-5 Minuten. Probiere es einfach selbst aus!

Was uns wichtig ist…

Dieser Beitrag sollte dich auf keinen Fall verschrecken, sondern inspirieren und vor allem herausfordern!

Wir möchten auch dir diese Sicherheit vermitteln, indem du unser Hintergrundwissen bekommst. Als Hochzeitsfotograf hast du dich für die Königsdisziplin entschieden und es liegt an dir – deinen Paaren das zu geben, was sie sich wünschen: einzigartige Erinnerungen von ihrem schönsten Tag im Leben.

 

Wir wünschen dir fantastisches Licht, jede Menge Inspirationen und eine glückliche Braut!

 

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Canon EOS 5D Mark III mit Sigma Art 50mm, kein Blitz und auch kein Reflektor  |  f/3,2 | 1/200 | ISO 800

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